Initiative Fauler-Grünspange ist erfolgreich: keine Bebauung der Faulerpalette durch die IHK
Auch auf Grund anhaltender Proteste verschiedener Interessensgruppen hat die IHK Südlicher Oberrhein im Rahmen ihrer jährlichen Vollversammlung am 11.12.19 in Lahr entschieden, weder das Crash-Areal noch die Faulerpalette zu bebauen.
Schreiben an OB Horn und den Gemeinderat vom 23.10.2019
Seit dem Frühjahr 2017 konnten unsere massiven Bedenken gegen eine drohende Überbauung der Faulerpalette durch die IHK oder andere Bauträger nicht ausgeräumt werden, zumal die Machbarkeitsstudie der IHK immer noch nicht öffentlich zugänglich gemacht worden ist. Deshalb haben sich in den letzten Wochen Menschen aus verschiedenen Gruppierungen zusammengeschlossen, um den Widerstand gegen die Überbauung der Faulerpalette zu bündeln und um Unterstützung aus Öffentlichkeit und Politik zu bitten.
Wir wenden uns gegen eine Überbauung der Faulerpalette durch die IHK oder andere Bauträger und setzen uns massiv für den Erhalt der gesamten Grünspange ein, auf deren Freihaltung und durchgängige Erfahrbarkeit auch die Stadtplanung bisher aus gutem Grund großen Wert gelegt hat. Diese Grünspange besteht aus dem Faulerbad inklusive der Faulerwiese sowie dem vielfach von Jung und Alt genutzten Faulerpark mit dem dortigen Spielplatz und der Faulerpalette. Sie ist für das dicht bebaute Quartier „Im Grün und Sedanquartier“ die einzige größere Freifläche und damit von sehr großer Bedeutung für die Bewohner*innen. Die Faulerpalette ist eine Quartiersgarage, die im Zuge der Sanierung „Im Grün“ als vorrangiges Sanierungsziel explizit für die Anwohner*innen eingerichtet wurde. Sie wird optisch wegen der hohen Hecke und des Baumbestands nicht unmittelbar als Parkplatz, sondern eher als Freifläche wahrgenommen.
Weder in der 25 Jahre dauernden „Sanierung im Grün“, in der „Innenstadtsatzung“, dem „Flächennutzungsplan“, dem „Bebauungsplan“ oder dem „Perspektivplan“ noch in den zuletzt erarbeiteten Stadtteilleitlinien ist eine Bebauung des Grundstücks vorgesehen oder erwünscht. Das vorliegende Klimaanpassungskonzept spricht ebenfalls deutlich dagegen. 2 Die- stadtplanerischen Grundsätze – Erhaltung und Erweiterung wohngebietsnaher Freiflächen – darf gerade hier nicht aufgegeben werden, und zwar aus folgenden Gründen:
- Durch eine Bebauung der Fauler-Parkpalette würden unwiderrufliche Tatsachen geschaffen! Damit würden die für den geplanten Stadttunnel dringend notwendigen uneingeschränkten Planungs – und Gestaltungsfreiheiten für den Raum bis zur Schnewlinbrücke aufgegeben. Sollte der Tunnel gebaut werden, fällt nach der jetzigen Planung die Wiese des Faulerbades weg. Hierfür muss eine Ausgleichsfläche im (!) Quartier geschaffen werden. Die einzige Möglichkeit dafür ist eine öffentlich zugängliche Grünanlage auf der Faulerpalette.
- Durch eine Bebauung der Faulerpalette und der geplanten erheblichen Erweiterung gewerblicher Parkplätze würde unweigerlich der Autoverkehr in der Faulerstraße und im gesamten „Sedanquartier und im Grün“ zunehmen. Angesichts von Diskussionen über die Zukunft des motorisierten Individualverkehrs und einer dringend nötigen Verkehrswende sind solche Vorhaben nicht mehr zeitgemäß. Gleichzeitig würden durch eine rein gewerbliche Nutzung der neu geplanten Tiefgarage alle öffentlichen und Quartiers-Parkplätze wegfallen und damit der Parkdruck für Bewohner*innen und Besucher*innen erheblich verstärkt werden.
- Wir fürchten durch eine Riegelbebauung höhere Feinstaubbelastungen auf dem Spielplatz im Faulerpark und in den Gärten der beiden Kitas gegenüber der Palette, weil die mangelnde Durchlüftung zu Veränderungen des Kleinklimas führen wird – ein wichtiger Punkt gerade in unmittelbarer Nähe von Autobahnzubringer und Ausgang des geplanten Stadttunnels. Zudem würde es nach der Fertigstellung des Gebäudes in den Wintermonaten kein Sonnenlicht in den Außenbereichen der beiden Kitas geben, was deren Existenz an diesem Platz ernsthaft bedroht. Somit werden gewachsene und bewährte Sozialstrukturen im Quartier, insbesondere für Kinder und ihre Eltern massiv gefährdet.
- Das Viertel zeichnet sich durch eine Mischung von Arbeiten, Wohnen und Kultur aus. Jede Entwicklung zu mehr Bebauung, die nicht dem Wohnen oder den Bewohner*innen des Viertels dient, schadet seinem Charakter als innenstadtnahes Wohngebiet (ein Ziel der Sanierung). Eine Bebauung der Faulerpalette mit einem Bürogebäude würde die Tendenz verstärken, das Quartier von einem lebendigen bewohnten Stadtviertel zu einer Büro-City umzugestalten.
Angesichts dieser städtebaulichen, sozialen und ökologischen Probleme fordern wir die Stadt auf, die Erweiterungspläne der IHK in ausgewiesene Gewerbegebiete zu lenken und die Grünspange den Menschen im Quartier zu erhalten.
Bürgerforum Sedanquartier und Im Grün, Grether Ost, Grether Süd, Grether West und Kita Glacisweg e.V.
Schreiben der „Initiative Grünspange Fauler“ .pdf
Unterstützende Gewerbetreibende, Organisationen, Initiativen & Vereine im Grün (Stand 22.10.2019):
AGORA Weinhandlung und Vinothek, BAUVEREIN „Wem gehört die Stadt?“ – Wohnungspolitische Initiative im Mietshäuser Syndikat, Kultur in Bewegung e.V. (KIB), Bodega „Der Geier“, Café Auszeit, Café Wilhelm Moltke, Café POW, Chaos Computer Club Freiburg (CCCFr), Dimas Fototechnik, Eimer, Foresta Nera Tours, Förderverein Kunst im Faulerbad e.V., Freiburgerleben, Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU), fz* feministisches zentrum freiburg, Grünhof Gründungskultur, Haarschneiderei, Jos-Fritz-Café, Kiez 57, Kita Lagerini, Kyosk/Interym, Litfass, ML Frisuren by Max Lui, Sedan Café, Kindergarten St. Martin, Kinderkrippe Sternschnuppe, Support-IT, Zündstoff – fair organic clothing
Des Weiteren unterstützen den Brief:
Frauen STEP Freiburg, Vorstand der ARGE Freiburger Stadtbild e.V.
RDL-Beitrag: IHK plant Bebauung der Faulerpalette
Am Mittwoch, den 09. Oktober fand in den Räumen der IKK Im Grün eine öffentliche Quartiersversammlung statt. Eingeladen hatte das Bürgerforum Sedanquartier und Im Grün. Es ging unter anderem um die geplante Bebauung der Faulerpalette durch die IHK.
Den Beitrag vom 14.10.19 zum Lesen und Hören bei Radio Dreyeckland